Aus 8 mach 3: Rodionov, Melzer, Miedler weiterhin dabei!

Foto: Manfred Binder/NÖ Open

Ein Tennistag, der in jeder Hinsicht wie aus dem Bilderbuch gerissen war. Traumwetter, dramatische Matches, gut gefüllte Ränge sowie durchwegs kampfstarke Österreicher. Und eine Nummer 1, die gegen Filip Misolic wirklich alle sportlichen Register ziehen musste.

Der „Super Tuesday“ wurde seinem Namen gerecht! Keine der drei, um 10:00 Uhr begonnen Auftaktpartien dauerte weniger als zwei Stunden und allesamt waren sie spannend. Am kürzesten stand dabei noch Österreichs Aufsteiger Lukas Neumayer – zuletzt in gleich zwei Challenger-Endspielen – auf dem Centercourt. Dem, in der Weltrangliste rund 60 Positionen vor ihm platzierten Ukrainer Vitaly Sachko lieferte die Salzburger ATP-Nummer 223 von Anfang an einen couragierten Fight. Erst als Satz eins im Tie-Break (2/7) verloren ging, zeigte Neumayer kurz Wirkung und geriet mit 0:4 in Rückstand. Was danach folgte, war eine sehenswerte, extrem offensiv angelegte Aufholjagd. Letztlich blieb diese unbelohnt, aber als weiteres Versprechen für die Zukunft stehen. Den zweiten Tie-Breaker entschied nämlich ebenfalls Sachko für sich, diesmal mit 7/1.

Dass die Nummer 2 der NÖ Open powered by EVN, der Niederösterreicher Jurij Rodionov, gegen den Deutschen Elmar Ejupovic tatsächlich innerhalb eines Viertelstündchens alles klar machen konnte, resultierte vor allem aus der Ausgangslage. Die am Vortag begonnene Partie musst nämlich nach gut zweieinhalb Stunden beim Stand von 7:6, 2:6 und 4:2 für Rodionov wegen Dunkelheit abgebrochen werden. Tatsächlich war in der Verlängerung dann durchaus auf beiden Seiten des Netzes Nervosität zu spüren. Nach einem teils eher unrunden Schlagabtausch verwertete Jurij Rodionov seinen zweiten Matchball mit einem noch kurz diskutierten Smash auf die Linie. Minuten vorher vergab der Linkshänder seine erste Chance aufs finale 6:4 mit Doppelfehler. „Schon eine spezielle Situation. Es war meine allererste Abbruchpartie und der Stress ist schon stärker, als wenn du ein Match bei 0:0 beginnst. Aber es war eine spannende Aufgabe, die ich letztlich doch souverän lösen konnte.“ Nächster Gegner am Mittwoch nicht vor 14:00 Uhr: Vit Kopriva aus Tschechien, der zum Auftakt Landsmann Zdenek Kolar in zwei Sätzen schlug.

Ein höchst intensives Match lieferte sich derweil am Center Court dann der Wahlklosterneuburger Dennis Novak (ATP-Nr. 186) mit dem Bulgaren Dimitar Kuzmanov. Für den 30-jährigen Bresnik-Schützling war die Enge der Partie wohl keine wirkliche Überraschung: „Wir sind gleich alt, stehen in der Weltrangliste beinahe gleich und kennen einander sehr gut. Dimitar ist einer meiner besten Freunde auf der Tour.“ Der erste Satz endete fast logischerweise mit 7:6 für den Österreicher – also gar keine Rede von Freundschaftsspiel. Nichts geschenkt gab es dann auch in Satz zwei. Schon gar nicht von der Nummer 191 aus Plovdiv. Gleich im ersten Spiel breakte er seinen Austro-Buddy und servierte letztlich bei 5:2 und locker 30 Grad am Platz staubtrocken zum Satzgleichstand aus. Durchgang drei brachte dann eine Breakballorgie, in der Novak mit einem verwerteten bei einer Möglichkeit zwar der effizientere Spieler war, aber Kuzmanov nach insgesamt 2:34 Stunden mit zwei aus zehn der Sieger – 6:7, 6:2, 7:5. Am Grandstand fixierte inzwischen der Deutsche Maximilian Marterer mit einem Dreisatzsieg über Lukas Rosol genauso seinen Einzug in Runde zwei, wie der Inder Sumit Sagal auf Court 2 den seinen mit 6:1, 6:2 gegen Daniel Masur (GER).

Vor den folgenden Partien mit österreichischer Beteiligung war nur eins klar: Zumindest zwei ÖTV-Cracks würden fix im Turnier bleiben, maßen sich am Centercourt mit Lokalmatador Lucas Miedler und dem Wiener Neil Oberleitner doch zwei mit Einzel-Wildcards ausgestattete Doppelspezialisten in Rot-Weiß Rot. Am Grandstand wiederum lief Qualifikant Gerald Melzer (33) gegen den Wildcard-Adressaten Sandro Kopp aus Tirol auf. Aber während es Melzer verstand, die in den beiden Qualimatches da und dort offenkundige Müdigkeit abzuschütteln und beim 6:3, 6:4-Sieg seinen zehn Jahre jüngeren Gegner phasenweise älter aussehen zu lassen, war am Hauptplatz neuerlich Ausdauer gefordert. 

Den ersten Satz holte sich die aktuelle Nummer 901 in der Einzelweltrangliste, Lucas Miedler, im Tie-Break. Den zweiten Durchgang sicherte sich hingegen Oberleitner, der im Single diese Woche mit Platz 516 sein Career High erreichen konnte, deutlich mit 6:2. Im dritten Satz wurde dann aber klar, warum Weltklasse Doppler Miedler auch als Solist schon auf Rang 201 stand und dass er in den vergangenen beiden Jahren, meist an der Seite von Alexander Erler, jede Menge Gespür für die wirklich wichtigen Situationen in einem Tennismatch auf ATP-Niveau entwickeln konnte. Letztlich holte sich Lucas Miedler den dritten Durchgang mit 6:3 und zeigte sich danach sehr zufrieden: „Es kommt ja nicht mehr so oft vor, dass ich Einzel spielen kann, aber wenn, dann genieße ich es sehr. Besonders wenn es bei einem Heimturnier vor vielen Freunden ist. Aber morgen wird mir wohl alles wehtun!“ In Runde zwei wartet in der vierten Mittwochspartie am Centercourt der Deutsche Henri Squire auf den „Lux“

Langes Warten auf die große Chance, die Nummer 1 der Tullner Setzliste mehr als nur zu ärgern, war zunächst so gar nicht die Sache von Filip Misolic (ATP-Nr. 166). Der Steirer mit den den kroatischen Roots legte gegen Albert Ramos Vinolas (ATP-Nr. 88) im letzten Match des Tages einen wahren Raketenstart hin und zog mit starkem Service und druckvoll-platzierten Grundschlägen 3:0 davon. Ein abendlicher Weckruf für den ehemaligen Weltranglisten-17. und fünffachen ATP Tour-Champion! Dieser fand nachgerade plötzlich zur für ihn typischen Sicherheit, Präzision und Lauffreude zurück, konterte innerhalb weniger Minuten zunächst auf 5:3 und holte sich, nach einem weiteren starken Aufschlagspiel des Österreichers, den ersten Satz mit 6:4. Der 22-jährige Misolic blieb von diesem Turnover allerdings unbeeindruckt und eröffnete Durchgang zwei mit einem souveränen Service Game. Was danach folgte, war ein sehenswerter Schlagabtausch auf Augenhöhe. Österreichs Youngster verlangte dem 35- jährigen Katalanen buchstäblich alles ab und trieb den Linkshänder bis ins Tie Break. Dort musste Misolic dann allerdings sofort einen Serviceverlust hinnehmen, konnte in weiterer Folge überraschend nur mehr zwei Punkte ergattern und beendete ein weiteres, ausgezeichnetes Tulln-Match mit einem seiner, an diesem Tag, sonst höchst seltenen Rückhandfehler. Endstand: 6:4, 7:6 für Albert Ramos-Vinolas. Der bekommt es übrigens im Achtelfinale mit einem, diesmal nur zwei Jahre jüngeren zu tun. Nämlich mit Gerald Melzer, das aber erst donnerstags.

Trotz des Misolic-Outs kommen speziell Fans der heimischen Akteure aber auch am Mittwoch nicht zu kurz. Neben Jurij Rodionov und Lucas Miedler im einzel, können sich im ersten Spiel des Tages am Centercourt Sandro Kopp und Matthias Ujvary gegen das US-Duo Jamie Vance und Leonardo Vega im Doppel beweisen. Im zweiten Match am Grandstand wiederum trifft David Pichler mit Neumayer-Bezwinger Vitaly Sachko auf Gerald Melzer und den deutschen Tulln-Einzelchampion von 2021, Mats Moraing. Und Neil Oberleitner beendet das Programm am Grandstand im Doppel an der Seite von Oleg Prihodko gegen das polnisch-deutsche Duo Matuszewski/Wehnelt. 

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