Blood, Sweat & Tears

Die heimischen Talente lieferten im Kampf um einen Startplatz im am Montag startenden Hauptbewerb der NÖ Open powered by EVN teils spektakuläre Kostproben ihres Könnens, im Rennen blieb aber mit Dennis Novak letztlich ein Routinier. Mit dem Qualifinale des Niederösterreichers gegen einen ehemaligen Tulln-Sieger wird Spieltag zwei in der Gartenstadt Tulln eröffnet. Im dritten Match am Center Court steigt dann der erste Österreicher in den Main Draw ein.
Der Qualisonntag brachte für Österreichs Talente trotz durchaus sehr ansprechender Match-Passagen ausnahmslos Niederlagen. Trotzdem: Bastian Berenz hat bei seinem optisch zu deutlichen 2:6, 1:6 gegen Rudolf Molleker genauso viel Blut geleckt, wie Benedikt Szerencsits nach seinem 1:6, 2:6 gegen Jakub Nicod. Knapper konnte Alexander Wagnersein ATP-Debüt gestalten, musste sich dem Briten Anton Matusevich aber letztlich mit 3:6, 4:6 beugen. Piet Luis Pinter wiederum lieferte in seiner engen Dreisatzpartie ebenfalls eine Talentprobe, unterlag dem Rumänen Sebastian Gima aber letztlich doch mit 7:6, 4:6, 2:6. Leider ebenfalls gleich zum Auftakt out: der Oberösterreicher Gregor Ramskogler mit einem 2:6, 3:6 gegen den Kanadier Dan Martin.
Knapp ging es auch im Österreicher- und Generationen-Duell zwischen der einstigen Nr. 85 der Welt Dennis Novak (32) und Sebastian Sorger (19) her. Novaks anfängliche Fehleranfälligkeit, speziell beim Return, wurde vom Steirer für den 7:5-Satzgewinn genutzt. Danach kehrte sich das Spiel um und der Routinier aus Niederösterreich schraubte sowohl die Quote gefährlicher Rückschläge, wie auch jene der erfolgreichen Aufschläge nach oben und gewann Satz zwei und drei jeweils mit 6:3. Im montäglichen Qualifinale bekommt es der dreifache Challenger-Sieger ab 10:00 Uhr, im ersten Match am Center Court, mit dem slowakische Tulln-Champion von 2022, Jozef Kovalik, zu tun. Die ehemalige Nummer 80 der Welt aus der Slowakei konnte den Tschechen Jan Jerman mit 6:4 und 6:2 aus dem Bewerb nehmen.
Viel Schweiß, Tränen und fix auch ein paar Tropfen Blut fließen also um die begehrten Tickets für den Hauptbewerb des mit 145.250 Euro dotierten ATP-100-Challengers am Donaustrand. Und dort könnte sich in dieser Woche ein Stück Tullner Tennisgeschichte wiederholen. Auch wenn 30 andere ATP-Profis entschieden dagegen sind, ist nämlich zumindest nach der Papierform eine Final-Revanche für das 2024er-Endspiel der NÖ Open powered by EVN möglich. Freilich unter doch geänderten Vorzeichen. Der Vorjahressieger Jan Choinski startete vor zwölf Monaten als Nummer 276 mit einem überraschenden Auftaktsieg über den damals topgesetzten Tschechen Vit Kopriva ins Turnier am TC Tulln. Heuer führt er die Setzliste nach kurzfristigen Absagen der Herrn Dellien, Prizmic, Garin und Galan als 150. der Weltrangliste selber an. Sein Vorjahresranking sogar ziemlich genau halbieren konnte seither der Salzburger Lukas Neumayer. Spätestens eben mit dem Finaleinzug 2024 avancierte dieser auch in der Gartenstadt zum Publikumsliebling und will nun als Nummer 3 des Turniers und Nummer 157 der Welt (Stand: 31.8.) noch mehr. Jan Choinski kann er sportlich jedenfalls frühestens am ersten Septembersonntag begegnen.
Zum Auftakt bekommt es „Luki“ am Dienstag allerdings mit dem Ukrainer Oleg Prihodko(ATP 309) zu tun. „Ein unberechenbarer, an manchen Tagen gefährlicher, aber gelegentlich auch fehleranfälliger Spieler. Aber zum Start ist es natürlich immer wichtig, schnell zu seinem eigenen Spiel zu finden. Mit zunehmender Routine gelingt es mir aber immer besser, im Match-Modus zu bleiben“, so Lukas Neumayer. Der Deutsch-Brite Jan Choinski – wie Neumayer übrigens Schützling von Günter Bresnik und mittlerweile im niederösterreichischen Teesdorf daheim – trifft in Runde 1 auf einen, montags zu ermittelnden Qualifikanten. Ebenfalls erst am Dienstag im Tulln-Einsatz: Joel Schwärzler gegen den Portugiesen Pereira und Neil Oberleitner gegen einen Qualifikanten.
An Nummer 2 ist in der Gartenstadt der Italiener Francesco Maestrelli (ATP 155) gereiht. Dieser startete Ende Juni mit dem Challenger-Sieg im rumänischen Brasov in den Sommer und wies zuletzt im polnischen Grodzisk Mazowiecki Deutschlands heuer bereits heftig umjubelte Nachwuchshoffnung Justin Engel in zwei Sätzen in die Schranken. In Tulln tritt er in Runde 1 auf der „Neumayer-Hälfte“ des Rasters gegen den Bulgaren Dimitar Kuzmanovan.
Unsere Nummer 4, der Argentinier Marco Trungelliti (ATP 183), konnte in ihrer nun seit 2008 währenden Karriere bereits die einstigen Top-10-Stars Massu, Medvedev, Pouille, Robredo und Schwartzman besiegen. Mit seinem sonnigen Gemüt und seinem betont lässigen Auftreten hat der 35-Jährige auch in Tulln das Zeug zum Publikumsliebling – aber wohl nur, wenn er am Montag, im letzten Match am Center Court, die russische 1,91-Meter-Auftakthürde Ivan Gakhov (ATP 273) nehmen kann …
Ebenfalls bereits am Montag greift mit Sandro Kopp der erste Österreicher in den Main Draw ein. Von Turnierdirektor Florian Leitgeb und ÖTV-Sportchef Jürgen Melzer mit einer Wildcard ausgestattet, spielte sich der 25-jährige Tiroler zuletzt unter anderem mit einem Sieg beim ITF-Turnier in Mistelbach zurück unter die Top-400. Auf Platz 310 (Stand 31.8.) der Weltrangliste rangiert aktuell Kopps Gegner, der 28-jährige Franzose Corentin Denolly. Gegen den Linkshänder aus Vienne will der Kramsacher seinen ersten Hauptbewerbserfolg in Tulln einfahren: „Das Turnier ist ein Pflichtprogramm für uns Österreicher! Auch heuer werden uns wieder viele Fans anfeuern und ich werde alles versuchen, möglichst lange im Bewerb zu bleiben.“
Die Heimatmosphäre kann Sandro Kopp übrigens gleich in zwei Bewerben aufsaugen, tritt er doch auch im am Dienstag startenden Doppelbewerb an, und zwar an der Seite von Lukas Neumayer. Dennis Novak wiederum setzt auf den Deutschen Rudolf Molleker als Partner. Im Doppelbewerb ebenfalls zu sehen sein werden mit Neil Oberleitner und Joel Schwärzler die Sensationsfinalisten des ATP250er-Events von Kitzbühel. Und die beiden Einzelqualifikanten Gregor Ramskogler und Bastian Berenz bilden ein Wildcard-Duo. An Nummer 1 gesetzt ist das tschechische Doppel Paulson/Vrbensky, an Nummer 2 der Tscheche Zdenek Kolar mit dem Ukrainer Denys Molchanov.