Der Abschied des Last Action Heros

Foto: Manfred Binder/NÖ Open

Das Viertelfinale des ATP100-Challengers von Tulln ist komplett! Acht Akteure aus sieben verschiedenen Nationen spielen freitags um vier Semifinaltickets für den Einzelbewerb. Im Doppel geht’s bereits um den Finaleinzug.

Auch Spieltag 5 der NÖ Open powered by EVN brachte vom Spielbeginn weg das, was man am TC Tulln fast schon gewohnt ist: Spannung und Spitzentennis pur! Am Centercourt gingen die beiden Deutschen, der an drei gesetzte Maximilian Marterer (28, ATP-Nr. 130) und der ein Jahr jüngere Timo Stodder (ATP-Nr. 273) in ein Tie-Break, welches Marterer knapp mit 11/9 für sich entscheiden konnte. Auf dem Grandstand gewann derweil die Nummer 6 der Tullner Setzliste, der Russe Ivan Gakhov (ATP-Nr. 161) Durchgang eins gegen den Argentinier Santiago Rodriguez Taverna (ATP-Nr. 270) ebenfalls mit 7:6. Aber während Marterer am Hauptplatz sein Viertelfinalticket letztlich im Eilzugtempo, nämlich gesamt mit 7:6 und 6:1 löste, kostete man Nebenplatz die hervorragenden Bedingungen so richtig aus. Schnell hatte der Mann aus Buenos Aires nämlich den Verlust von Satz eins weggesteckt und mit 6:4 zurückgeschlagen. Der dritte Satz brachte dann vor bummvollen Rängen alles, was der Tennissport zu bieten hat: technische Feinheiten, mentale Achterbahnfahrten, Break und Re-Break und praktisch ausschließlich Games, die über gleich mehrere Einstände entschieden wurden. Das bessere Ende hatte letztlich Rodriguez-Taverna für sich, der das finale Tie-Break zu seinen Gunsten entschied und freitags im Viertelfinale auf Maxi Marterer trifft.

Schlag 14:00 Uhr betraten dann die Hauptdarsteller der, speziell für Österreich Fans, vielleicht wichtigsten Partie des Tages den Centercourt. In dieser Achtelfinalbegegnung durfte der niederösterreichische Lokalmatador Gerald Melzer als letzter ÖTV-Athlet im Einzelfeld gegen die Nummer eins der Setzliste von Tulln, den Spanier Albert Ramos-Vinolas, ran. Und von Anfang an war auch dieses Match zweier Linkshänder ein, zumindest an der Länge und Intensität der Ballwechsel gemessen, ausgeglichenes. Umso bitterer für den 33-jährigen Melzer, dass er gleich im ersten Game mehrere Breakchancen ungenutzt ließ, um dann postwendend sein erstes Aufschlagspiel zu verlieren. Ein Rückstand, der gegen den so erfahrenen, zwei Jahre älteren Mann aus Barcelona trotz großer Risikofreude nicht mehr aufzuholen war und Gerald Melzer ein 3:6 einbrockte. Satz zwei ging ebenfalls mit einem Break gegen den Deutsch-Wagramer los. Der Anfang vom Ende. Immer weiter musste der eine an und über sein aktuelles Limit und immer solider nutzte der andere die daraus resultierende Fehleranfälligkeit, um sein bekannt-bewährtes Percentage Tennis aufzuziehen, welches Albert Ramos-Vinolas schon bis auf Platz 17 der Weltrangliste gebracht hat. Letztlich siegte der Spanier glatt mit 6:3 und 6:2. Das trockene Fazit von Gerald Melzer: „Man kennt Alberts Qualitäten und für das, was ich heute auf den Platz gebracht habe, waren diese zu solide.“ Bitter, besonders für Melzer-Fans, war danach auch noch das Doppel-Aus des heimischen „Last Action Heros“ an der Seite des Deutschen Mats Moraing gegen Kolar/Rola.

Der nächste Gegner für Ramos-Vinolas wurde dann im letzten Donnerstagseinzel zwischen dem Inder Sumit Nagal und dem Ukrainer Vitaliy Sachko ermittelt. Und nach 2:46 Stunden stand Indiens Nummer 1 mit 7:6, 6:3, 6:3 als Sieger fest. Die übrigen Viertelfinalmatches lauten Flavio Cobolli gegen Henri Squire sowie Dimitar Kuzmanov gegen Vit Kopriva.

Beinahe zeitgleich mit dem Abschied des letzten Österreichers aus dem Einzelraster mussten am Grandstand der Burgenländer Matthias Ujvary (19) und der Tiroler Sandro Kopp (23) leise „au revoir“ zu den NÖ Open powered by EVN sagen. Gegen die topgesetzten Franzosen Theo Arribage und Luca Sanchez ging der auch von rot-weiß-roter Seite sehr beherzt gespielte erste Satz dann doch mit 6:7 verloren, im zweiten wirkte die Enttäuschung dann einen Tick zu lange nach, was in ein 3:6 mündete. Die Enttäuschung hielt sich nach dem Zweitrunden-Out trotzdem in Grenzen. Besonders Youngster Matthias Ujvary zog eine höchst positive Tulln-Bilanz: „Ich bin extrem dankbar für die Wildcards. Zusammen mit meinem Trainer haben wir meine Matches genau analysiert und sind auf einige Dinge gekommen, die ich künftig besser machen kann und werde. Super war natürlich auch, dass ich viele arriviertere Spieler beim Training studieren konnte. Das alles wird mir in meiner weiteren Karriere sicher weiterhelfen!“

Möglicherweise den Höhepunkt ihrer bisherigen Karrieren bildete die vom SPORTLAND Niederösterreich initiierte One Point Challenge auf einem Original Turniercourt der NÖ Open powered by EVN für jene 48 Spielerinnen und Spieler mit unterschiedlichem Leistungsniveau, die im K.o.-System gegeneinander antraten. Das Besondere an diesem Turnier im Turnier: Pro Match wurde nur ein einziger Punkt gespielt! Ein Punktgewinn bedeutete also den Matchgewinn und den Aufstieg in die nächste Runde. Am Ende setzte sich Markus Kallinger aus Wr. Neustadt im Finale gegen Jürgen Tragschitz aus Kirchberg am Wagram durch (Foto von links: ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer, Markus Kallinger, LR Udo Landbauer, Turnierdirektor Florian Leitgeb). Den Siegespreis, zwei VIP-Tickets für den Final-Sonntag des Tullner ATP100- Challengers, übergab Sportlandesrat & LH-Stellvertreter Udo Landbauer, der sich mit beiden Tennis-Events in der Gartenstadt hochzufrieden zeigte: „Die NÖ Open hier in Tulln sind ein absolutes Highlight im SPORTLAND Niederösterreich, welches auch sehr positiv zur Entwicklung des Tennis-Sports in unserem Bundesland beiträgt! Dieses besondere Flair, im Rahmen eines ATP-Challengers zu spielen, wollten wir auch unseren heimischen Hobbyspielern und Nachwuchstalenten ermöglichen. Ich bin überzeugt, dass uns mit diesem Side Event ein einzigartiges Erlebnis gelungen ist, dass das Tennisfest hier auf der Anlage des TC Tulln hervorragend ergänzt hat und allen Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben wird.“

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