Licht & Schatten am TC Tulln – und Regen

Tag 3 bei den NÖ Open powered by EVN in der Gartenstadt Tulln brachte spannende Matches mit einem Einzelsieg durch Österreichs Toptalent Joel Schwärzler, einer Niederlage für Vorjahresfinalist Lukas Neumayer und einem Abbruch für Neil Oberleitner. Das Mittwochsprogramm ist deshalb neuerlich dicht und in Rot-Weiß-Rot gehalten.
Im Duell der Tulln-Champions der Jahre 2022 und 2024 zwischen Jozef Kovalik und Jan Choinski behielt der an Nummer eins gesetzte deutsch-britische Titelverteidiger deutlich die Oberhand. Wegen seines insgesamt noch weiter verbesserten Angriffsspiel – speziell beim Return und der Rückhand hat Bresnik-Schützling Choinski zugelegt –, aber auch, weil Kovaliks bislang schwieriges, von Verletzungen und frühen Niederlagen versalzene Tennisjahr sich auch nicht in Tulln versüßen ließ. Nach dem 0:6 im ersten Durchgang musste der Slowake an Halswirbelsäule und rechter Schlagschulter behandelt werden. Letztlich präsentierte sich Jan Choinski, die aktuelle Nummer 150 der Welt, aber zu stark für den ehemaligen Top-100-Mann. „Es tut gut, wieder hier zu sein, da ich Tulln natürlich in bester Erinnerung habe. Das erste Match ist nie leicht, aber ich konnte in den letzten 12 Monaten mein Spiel durch die Arbeit mit Günter Bresnik doch weiter verbessern und bin froh, gut gestartet zu sein“, so der „Beute-Teesdorfer“ Choinski.
Den Center Court machte dieser also überpünktlich für den ersten Österreicher an diesem Dienstag frei. Und der hatte vor seinem Match gegen den 21-jährigen Portugiesen Tiago Pereira (ATP 286) ein klares Ziel – der nun 19-jährige Joel Schwärzler wollte beim dritten Tulln-Antritt nach 2022 und 2024 seinen ersten Single-Sieg. Und vom Start weg schaute es gut aus für den Linkshänder aus Vorarlberg. Die ehemalige Nummer 1 der Juniorenweltrangliste ließ Punkt für Punkt seine, seit kurzem von Trainer Markus Hipfl veredelte Gabe, Power aus purem Schwung und selbstverständlichem Timing zu generieren aufblitzen. Folgerichtig holte sich der sichtlich auch athletisch deutlich verbesserte Teenager am dicht besetzten Center Court Satz eins mit 6:4. Im zweiten bekam dann allerdings Pereira immer mehr Zugriff auf die, vom stärker werdenden Wind mitgeprägte Partie und glich mit 6:3 aus.
Speziell beim Service schien das Blatt gewendet. Während Schwärzler im ersten Durchgang in neun von zehn Fällen nach getroffenen Aufschlägen – egal ob erster oder zweiter – punkten konnte, gelang dem Portugiesen im zweiten Satz ähnliches. Letztlich war es aber dann der Österreicher, der den Frust und die Fehlerquote bei schwierigen Bedingungen besser im Griff behielt und souverän zum 6:3 ausservieren konnte. Sein Fazit: „Im ersten habe ich wirklich sehr gut aufgeschlagen und konnte so sehr viel Druck ausüben, im zweiten ist er stärker geworden und ich habe ein bisserl den Faden verloren. Im dritten habe ich den Wind dann aber besser in den Griff bekommen. Und jetzt bin ich wirklich sehr froh, meinen ersten Tulln-Sieg im Einzel geschafft zu haben!“ Nächster Schwärzler-Gegner ist jedenfalls Jan Choinski: „Ich kenne ihn recht gut. Im Vorjahr habe ich in Valencia glatt gegen ihn verloren. Vielleicht kann ich es ja diesmal umdrehen …“ Gespielt wird mittwochs nicht vor 14:00 Uhr am Center Court.
In nächsten Match auf dem Center Court bot sich ein ähnliches Bild wie zuvor und der Salzburger Vorjahresfinalist Lukas Neumayer fertigte sein Gegenüber Oleg Prihodko glatt mit 6:1 ab. Zu solide und präzise stach das aggressive Grundlinienspiel des 22-jährigen Salzburgers gegen die von Risiko geprägte Taktik des Ukrainers. Und wie im Match davor wendete sich das Blatt in Satz zwei gegen den Österreicher – vor allem, weil der Gegner mehr auf Sicherheit setzte und sowohl Auf- wie Rückschlag-Percentage deutlich steigern, gegen einen plötzlich etwas fehleranfälligeren Neumayer wie aus dem Nichts zurückkehren und den Durchgang dank zweier Breaks mit 6:3 für sich entscheiden konnte.
Der dritte Satz bot dem Publikum dann einen intensiven Schlagabtausch, der Lukas Neumayer zwar früh ein Break verschaffte, Oleg Prihodko allerdings zwei. Letztlich verwertete die 27-jährige Nummer 309 der Welt seinen vierten Matchball zum finalen 6:4. „Die beiden Breaks im zweiten Satz haben mir viel Sicherheit gegeben. Ich habe besser aufgeschlagen, die Vorhand hat besser geklappt und ich habe meinem Coach besser zugehört, that’s it“, so ein, über den Aufstieg ins Achtelfinale hocherfreuter Oleg Prihodko. Weniger gut war die Laune gleich nach dem Match beim trotzdem immer höflichen Lukas Neumayer. Seine trockene Analyse: „Die beiden leichten Breaks, die ich ihm im zweiten Satz verschafft habe, haben ihm soviel Confidence gegeben, dass er plötzlich kaum mehr Fehler, aber dafür viel Druck gemacht hat. Ich dachte trotzdem, dass ich wieder zurückkomme, wenn ich mein Service halte – das ist mir dann eben aber leider nicht gelungen. Sehr schade!“
Im letzten Spiel am Center Court war es dann bei plötzlich eingekehrter Windstille aber jäh einsetzendem Nieselregen am Wildcard-Besitzer Neil Oberleitner, ein weiteres Achtelfinalticket für Österreich zu lösen. Ihm gegenüber wollte selbiges der Qualifikant Kai Wehnelt für Deutschland erledigen, dessen Landsmann Rudolf Molleker sich parallel auf Court 2 den Aufstieg sichern konnte. In Satz eins war die, durchs unbedingte Wollen befeuerte Anspannung allerdings eher der Wiener Nummer 466 der Welt, als der Nummer 869 aus Berlin anzumerken. Im Duell der eigentlich aufschlagstarken Hauptstädter servierte Wehnelt sowohl sicherer, wie auch erfolgreicher und kassierte folgerichtig nur ein Break, während Oberleitner zwei hinnehmen musste. In Satz zwei präsentierten sich der von Alexander Peya umsichtig betreute Österreicher deutlich solider und schaffte bei 4:3 das vermeintlich den Satz entscheidende Break – wenn nicht das Momentum nicht erneut gekippt wäre. Bei 5:5 unterbrach allerdings der nun heftige Regen das bis dahin spannende Spiel der Offensivkräfte, die man nicht der Verletzungsgefahr am zunehmend rutschigem Terrain aussetzen wollte. Wiederbeginn ist Mittwoch als zweite Partie des Tages am Hauptplatz.
Fertigstellen konnte sein Erstrundenwerk hingegen die Tullner Nummer 2, der Italiener Francesco Maestrelli, gegen den Bulgaren Dimitar Kuzmanov. Und auch die Herren Sachko, Rodriguez Taverna, Topo, Mirkrut und Paulson durften ihren Aufenthalt in der Einzelkonkurrenz der NÖ Open powered by EVN verlängern.
Das Programm am Mittwoch ist einmal mehr ein dichtes mit durchaus intensiver österreichischer Beteiligung. So startet am Center Court der Tiroler Sandro Kopp mit seiner Achtelfinalpartie gegen den sechstgesetzten Ukrainer Vitaliy Sachko. Das vorletzte Match am Hauptplatz bringt Indiens Tulln-Finalist von 2023, Sumit Nagal, gegen den Rumänen Filip Cristian Jianu auf die Bühne, das letzte Joel Schwärzler im Doppel mit Neil Oberleitner gegen ein Alternate-Paar aus verletzungsbedingten Einspringern. Weiters am Mittwoch im Doppeleinsatz: Dennis Novak mit Rudolf Molleker, Sandro Kopp mit Lukas Neumayer sowie Gregor Ramskogler mit dem talentierten niederösterreichischen Youngster Bastian Berenz.